85mm auf der Insel Reichenau

Meine Kamera mit Objektiv, mehr nicht! Keine anderen Brennweiten, Filter, Blitze oder Stative. Reduziert auf das Wesentliche quasi. Suche die Motive, die Details oder die Kontraste, öffne den Blick, finde die Perspektive, oder einfach gesagt, mach was daraus!

Los geht es zur Insel Reichenau. Wer von euch schon mal dort gewesen ist wird sicherlich bemerkt haben, dass einem der Weg zum Wasser sehr oft von Verbotsschildern untersagt wird. Zu dieser Jahreszeit ist allerdings weniger Wasser im See, so dass man über weite Strecken direkt am Wasser entlang laufen kann ohne Privatgrund zu betreten. Ideal also für eine Motivsuche am Ufer.

An der Kamera ist das Nikkor 85mm 1.4 G. Das Objektiv meiner Wahl wenn es um Portraits- oder People-Fotografie geht. Vielen Menschen werde ich bei dem  Wetter allerdings nicht begegnen, dürfte also spannend werden.

Kaum am Ufer angekommen entdecke ich einen sehr schönen Aussenbordmotor. Eigentlich nichts spektakuläres, aber wenn er so schön in den Komplementärfarben blau & gelb lackiert ist auf jeden Fall ein Bild wert. Unweit davon steht noch ein grünes Fischerboot mit einer roten Persenning - perfekt, so kann es weiter gehen!

Der Hochnebel hat heute auch seine gute Seite. Der Blick schweift nicht in die Ferne und ich achte mehr auf das, was direkt vor meinen Füssen so los ist. Sehr schön, das hilft ungemein beim Motive entdecken und verhindert ganz nebenbei einen Tritt in die vielen Wasserlöcher, oder ein Ausrutschen, auf dem zum Teil mit Eis bedeckten Kiesstrand. 

Wie ein Kind das Muscheln sucht, laufe ich weiter über den Strand und entdecke einen Fisch - oder besser gesagt das, was von ihm übrig geblieben ist. Fisch und Reichenau passt ja auch ganz gut zusammen, denke ich und löse aus. An anderer Stelle scheint das Leben wieder aus dem Eis zu spriessen. Es steht wieder auf, kämpft sich zurück ans Licht... Gut, manch einer von euch wird denken, dass die Pflanze wieder vom Eis freigegeben wird, aber das kann ja jeder sehen wie er möchte. Mir persönlich gefällt das kleine, aktive Pflänzchen allerdings besser!

Die restlichen Motive sind allesamt auch sehr typisch für die Insel Reichenau und allgegenwärtig an diesem Uferabschnitt - Fischerboote und alles was sonst noch so auf dem Wasser schwimmt! An Ketten gesichert, auf Böcken oder Trailern stehend und manche auch provisorisch gegen eindringendes Wasser abgedeckt. Um diese in Szene zu setzen beschränke ich mich auf Details und versuche eine interessante Perspektive und den passenden Ausschnitt zu finden. Manchmal perfekt mit dem 85er und sehr einfach. Im nächsten Moment wiederum hadere ich mit dem Ausschnitt. Etwas weniger Brennweite wäre jetzt nicht schlecht, denn der Fusszoom gibt einfach nicht mehr her! Egal, denke ich, genau so sollte es schliesslich sein!!!

Mehrfach gehe ich um das Motiv herum, versuche verschiedene Perspektiven, mal in Bodennähe, dann frontal von oben, löse mehrfach aus - doch das will irgendwie nicht so richtig. Ein letzter Versuch...klick...ich schaue aufs Display..."Forty Licks", das passt...!!! 

Mein Fazit zu diesem Tag? Spass hat es gemacht!!! Das Fotografieren, die Bildbearbeitung und das Schreiben dieses Artikels. So viel Spass, dass es bald weiter geht - schliesslich warten noch andere Objektive und Locations auf einen Lenstrip.

Ganz nebenbei habe ich auch noch etwas lernen können und das möchte ich euch nicht vorenthalten.

1. Einfach ist meistens einfach besser!...Einfach fotografieren gehen, einfach nicht so viel denken, sich einfach auf etwas Neues einlassen oder einfach mal etwas auf eine andere Art und Weise machen als gewöhnlich. Gewöhnlich funktioniert zwar, aber es bringt einen auch nicht wirklich weiter!
2. Raus gehen ist wie Fenster auf machen, nur krasser!...Wenn ich das nächste Mal unentschlossen aus dem Fenster schaue, in der Hoffnung, dass sich das Wetter noch bessert, werde ich an diesen Spruch denken. Nicht so lange überlegen, einfach gehen, es ist nur krasser. Gute Bilder lassen sich schliesslich bei jedem Wetter machen.
3. Kaffee ist gut für mich!...PUNKT